Digitalisierung ist ein Megatrend, der sämtliche Facetten unserer Lebens- und Berufswelt beeinflusst. In Folge des rasanten gesellschaftlichen Wandels entsteht bisweilen der Eindruck, dass Technikkompetenz zu einer Voraussetzung gesellschaftlicher Teilhabe wird und als zentrale Zukunftskompetenz angesehen und gefördert werden sollte. Die Beobachtung des Alltags der Menschen zeigt vielfältige Auswirkungen der Digitalisierung, die von der digitalen Umwandlung und neuen Darstellung einzelner Informationen (z.B. in der Wirtschaft oder Kommunikation) bis hin zu informationstechnischen Innovationen reicht.
Zunächst ist es wichtig, Digitalisierung begrifflich zu präzisieren und in den bildungstheoretischen Kontext einzuordnen. Digitalisierung wird im Folgenden nicht einfach mit Technisierung gleichgesetzt, sondern um die zentralen Aspekte der Vernetzung und des Transfers erweitert. Digitalisierung ist ein kontinuierlicher Prozess, dessen Ende nicht absehbar ist und dessen Ziele häufig noch nicht ausreichend definiert sind. Der Vernetzungsgedanke bezieht sich daher auf alle an der Veränderung beteiligten Akteure und Organisationen, d.h. die Vernetzung von Wissen, der Austausch von Lehrenden auf der einen sowie der Lernenden auf der anderen Seite, das kollaborative Arbeiten uvm. (KMK, 2016). In einem stärker technologischen Verständnis zählt hierzu auch die Vernetzung von Geräten, z.B. smart homes.
Aus bildungstheoretischer Sicht geht es im Kern um die Frage, wie sich Prozesse des Lehrens und Lernens angesichts des digitalen Wandels verändern und nicht, wie der Unterricht digitaler gestaltet werden kann. Demzufolge ist ein ganzheitlicher Blick auf Bildungsprozesse erforderlich, der primär die Frage nach den Inhalten und der Vermittlung stellt und im Anschluss die technische Ausstattung und den möglichen Einsatz thematisiert. Im Allgemeinen ist Digitalisierung zugleich als Chance, aber auch als Herausforderung für Bildungseinrichtungen anzusehen. Chance, da formale Bildungsprozesse im Setting Schule so verändert werden können, dass die Potenziale der Schüler*innen im Sinne eines individualisierten Lernens gefördert werden können. Herausforderung, da notwendige Strukturen und Rahmenbedingungen attraktiver Lernumgebungen fehlen, die bisher eingesetzten Lehr- und Lernformen die Potenziale digitaler Prozesse nicht vollständig ausschöpfen können. Folglich müssen Bildungsziele auf den verschiedenen Ebenen kritisch überprüft und erweitert werden sowie Lehrer*innen geschult und fortgebildet werden.