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Digitale Lehre interaktiv gestalten – Wie fördere ich Interaktionen der Lernenden?

Eine der großen Herausforderungen bei der Gestaltung digitaler Lehr- und Lernprozesse sehe ich aktuell in der Berücksichtigung verschiedener Interaktionsformen der Lernenden. Mir geht es hier nicht um das reine digitale Abbild sogenannter face-to-face-Kontakte mittels Webcam und kleiner Vorstellungsrunde, sondern um die systematische, strukturierte und didaktisch sinnvolle Implementierung unterschiedlicher Interaktionsformen in die Planung eigener Lehrveranstaltungen.

Meiner Meinung nach lassen sich folgende drei Interaktionsformen voneinander unterscheiden:

  1. Interaktion der Lernenden mit dem Unterrichtsinhalt bzw. -stoff
  2. Interaktion der Lernenden untereinander
  3. Interaktion der Lernenden mit dem Lehrenden

Gemein ist allen drei Interaktionsformen, dass der Lernende in der Planungs- und Durchführungsphase der Lehrveranstaltung im Mittelpunkt steht. Fokussiere ich den Lernenden, stellen sich zwangsläufig Fragen nach den Lernzielen und den geeigneten Methoden – kurz gesagt: Wie muss ich meine Lehrveranstaltung gestalten, damit ich dem Lernenden auf dem Weg zu einer gebildeten Persönlichkeit helfe? Spätestens an dieser Stelle verschiebt sich meine Rolle vom Wissensvermittler zum Moderator, Lernbegleiter und Bildungscoach. Vermutlich ist die stark vertretende Rolle des Wissensvermittlers in zahlreichen Wissenschaftsdisziplinen über Jahre hinweg weitergegeben worden, wenn nicht sogar als systembedingt tituliert worden. Meiner Meinung nach zeigen sich in der aktuellen Situation aber auch einige Kolleg*innen verunsichert und ratlos, wie sie die zahlreichen Herausforderungen meistern sollen. Zudem mag es noch eine kleine Gruppe geben, die sich der eigenen Bequemlichkeit hingibt und bei der Digitalisierung bestehender Materialien den Blick für die Zielgruppe aus den Augen verloren hat.

Die drei Interaktionsformen weisen diverse Schnittmengen auf, folgen jedoch einer eigenen Logik und können mit unterschiedlichen Leitfragen umschrieben werden. Beim Austausch der Lernenden untereinander steht das kollaborative Arbeiten im Mittelpunkt. Welche Lehr-Lernangebote muss ich schaffen und wie muss ich diese durchführen, damit sich alle Lernenden als Teil der learning community fühlen? Wie fördere ich kritische Diskussionen, wie vermittle ich die Wichtigkeit von konstruktivem Feedback unter Berücksichtigung des individualisierten Lernens?

Mit Blick auf die Interaktion von Lernenden und Lehrendem schließt sich folgende Frage an: Wie gelingt es mir, alle Lernenden möglichst individuell und umfassend unter den Bedingungen veränderter Raum-Zeit-Konstellationen im Kontext digitaler Technologien zu erreichen? Beispielhaft möchte ich digitale Sprechstunden, detailliertes und individuelles Feedback zu erledigten Arbeitsaufträgen oder (Gruppen-) Diskussionen in Foren anführen. Besonders wichtig erachte ich die kontinuierliche Begleitung von Lernprozessen; hierzu zählen auch das kurzfristige Beantworten von Rückfragen, die Moderation bei auftretenden Schwierigkeiten uvm.

Die Auseinandersetzung mit den Unterrichtsinhalten ist für die meisten Lehrenden vermutlich die einfachste und naheliegenste Interaktionsform. Ausgehend von Textarbeit werden Präsentation vorbereitet, abgefilmt und dem Kurs zur Verfügung gestellt. Alternativ werden Texte gelesen, Exzerpte angefertigt oder eigene Stellungnahmen formuliert.

Fazit

Abschließend möchte ich festhalten, dass Interaktionen in allen Phasen einer Lehrveranstaltung platziert werden können. Insbesondere den Austausch der Lernenden untereinander sowie mit dem Lehrenden empfehle ich zu Beginn, in der Mitte sowie am Ende einer jeden Lehrveranstaltung. Für eine abwechslungsreiche und zielgruppenspezifische Gestaltung dieser Interaktionsformen gibt es zahlreiche digitale Technologien, die ich in einem folgenden Blogbeitrag vorstellen werde.

3 Gedanken zu „Digitale Lehre interaktiv gestalten – Wie fördere ich Interaktionen der Lernenden?“

  1. Sehr richtig! Bei der Interaktion von Lernenden und Lehrendem würde ich als spezielles Beispiel noch Audience Response Systeme, z.B. ARSnova aufführen. Bei der Auseinandersetzung mit den Unterrichtsinhalten spielen für mich Online-(Self)-Assessments eine wichtige Rolle.

  2. Pingback: Tipps zum Umgang mit digitalen Tools in der Bildungsarbeit (incl. Toolsammlung) – Dr. Daniel Kraft

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