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Persönlichkeitsbildung und Beziehungsmanagement in der Digitalität

In diesem Beitrag möchte ich mich dem Konzept der Digitalität widmen, d.h. der Verbindung von Mensch und Technik. Es geht mir nicht darum, das bestehende Begriffs-Wirrwarr (Digitalisierung, Digitale Transformation, Digitale Disruption, Digitale Bildung etc.) zu erweitern, sondern aus einer anderen Perspektive auf unsere digitale Gesellschaft zu blicken.

Das Konstrukt Digitalität wird vornehmlich in den Geistes- und Sozialwissenschaften thematisiert und kann als eine Art Weiterentwicklung der Digitalisierung verstanden werden, indem es digital und analog sowie Tradition und Innovation miteinander verbindet. Da soziale Aspekte in den Diskurs integriert werden, ist Digitalität mehr als eine technikfixierte Perspektive auf Veränderungsprozesse. Hier entstehen neue Möglichkeiten und Sichtweisen auf Bildungsprozesse in der digitalen Welt. Es ist offensichtlich, dass die Digitaltechnik fester Bestandteil sämtlicher Lebenswelten (Arbeits-, Bildungs- und Freizeitwelt) ist und alle Handlungssysteme (Politik, Wirtschaft, Gesellschaft) beeinflusst. Soziologisch argumentiert verfügt unsere moderne Gesellschaft schon seit längerem über eine digitale Struktur.

Es ist aus meiner Sicht unbestritten, dass der technologische Fortschritt neue Möglichkeiten hinsichtlich der Gestaltung von Lehr-Lernprozessen mit sich bringt – und das in mannigfaltiger Ausprägung. Gefühlt täglich kommen neue digitale Technologien auf den Markt, die das Lehren und auch das Lernen in ihren unterschiedlichen Phasen unterstützen (sollen). Gleichwohl rechtfertigt das nicht die andauernden Diskussionen in der Bildungspolitik und den Medien. Fehlender Breitbandausbau, unzureichende Infrastruktur, veraltete Hardware und vor allem zu wenig mobile Endgeräte zum Unterrichten sind nachvollziehbare Defizite, aber wie sieht es mit den Digitalkompetenzen der Lehrenden aus? Wer hilft Lehrenden bei der Konzeption von Blended-Learning-Formaten oder zeigt wie asynchrone bzw. synchrone Online-Lehre funktionieren?

Ich könnte diese Aufzählung beliebig fortführen, aber entscheidend ist für mich die Frage: Was ist überhaupt digitale Bildung und woher wissen wir, dass sie gut ist und zu einem besseren Lernergebnis führt? Der Begriff Digitale Bildung ist schwierig und irreführend, denn es geht nicht um eine neue Bildungsform, sondern um die Gestaltung von Bildungsprozessen mithilfe digitaler Technologien. Getreu dem Motto „Die Pädagogik führt die Technik“ ist der Einsatz digitaler Medien nur dann zu empfehlen, wenn es pädagogisch sinnvoll ist. Der Fokus muss auf der Pädagogik und der didaktischen Strukturierung liegen, damit Vermittlung und Interaktionen gelingen können. Daher schließe ich mich den Empfehlungen der KMK an und spreche von Bildung in der digitalen Welt. Digitale Medien erweitern das Angebot und eröffnen neue Möglichkeiten in der Unterrichtsgestaltung, d.h. sie können additiv eingesetzt werden.

Für mich ist Lehren und Lernen eine der schönsten, spannendsten, aber auch anstrengendsten Aufgaben. Ich bin davon überzeugt, dass ein gutes Beziehungsmanagement zwischen Lehrenden und Lernenden das Kernelement einer erfolgreichen und nachhaltigen Bildungsarbeit ist. Aufgrund zahlreicher und häufig endloser Digitalisierungsdebatten sowie infolge der Erfahrungen von Homeschooling und Digitaler Lehre hat sich der Fokus vom Mensch-sein in der digitalen Welt hin zu techniksoziologischen Betrachtungsweisen verschoben.

Immer mehr Lehrende fühlen sich in der aktuellen Situation überfordert und allein gelassen. Ich möchte dieser Entwicklung entgegen wirken und biete daher verschiedene Formate (z.B. Workshops für Lehrende, Kollegiale Beratung und Coaching) an Schulen und Hochschulen an.

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