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Die Bedeutung von Kollaborationstools für eine gelingende Online-Lehre

Die Erfahrungen der letzten Monate zeigen, dass Online-Lehre noch größer gedacht werden sollte als ursprünglich angenommen. Lag der Fokus im Frühjahr noch auf der Suche nach einem geeigneten Konferenztool sowie der Entwicklung synchroner und asynchroner Lehr-Lernformate, so rückte in den Sommermonaten verstärkt die Förderung von Interaktionen der Studierenden in den Mittelpunkt.

Die Vorbereitungen für das Wintersemester 2020/21 sahen verstärkt hybride Lehr-Lernarrangements vor, bei denen Studierende abwechselnd vor Ort zusammenkommen und von zuhause zugeschaltet werden sollten. Die Idee, intelligente Blended-Learning-Szenarien fachspezifisch zu entwickeln, verbunden mit der Hoffnung soziale Interaktionen face-to-face zu ermöglichen hat sich -zumindest vorerst- erübrigt. Lehrende sind erneut gefordert sämtliche Lehrveranstaltungen digital durch-zuführen.

Aus meiner Sicht sollten jetzt verstärkt Lernziele sowie alternative Leistungsnachweise in den Mittelpunkt der Diskussionen rücken. Online-Lehre ist nicht eine spezifische Lehrmethode, sondern ein Oberbegriff für unterschiedliche Lehr-Lernformate. Der Online-Lehre gegenüber steht die Präsenzlehre, die sich ebenfalls weiter untergliedern lässt. Bereits dieses abstrakte Begriffsverständnis zeigt, dass Online-Lehre mehr umfasst als eine Online-Vorlesung oder ein Erklärvideo, das asynchron den Studierenden zur Verfügung gestellt wird. In den Modulhandbüchern ist festgeschrieben, welche Lerninhalte thematisiert werden und vor allem welche Lernziele die Studierenden zu erreichen haben. Der methodisch-didaktische Weg ist dabei der lehrenden Person überlassen – das gilt für Präsenz- wie auch Online-Lehre. Im Sinne des Constructive Alignment müssen die drei Ebenen innerhalb der Online-Lehre neu betrachtet und das konstruktivistische Lehr-Lernverständnis kritisch reflektiert werden. Insbesondere die Kombination von Lernzielen und Prüfungsformen bzw. Leistungsnachweisen ermöglicht neue Wege.

In zahlreichen Diskussionen wird auf die Vereinsamung von Studierenden hingewiesen. Unbestritten sind soziale Beziehungen und persönliche Begegnungen essenziell, aber soziale Kompetenzen können auch digital weiterentwickelt werden. Textstudium und anschließendes verpflichtendes Peer-Feedback innerhalb eines Forums o.ä. mögen bis zu einem gewissen Punkt funktionieren, kommen aber nicht an gemeinsames kollaboratives Arbeiten heran. Schaffen es Lehrende ihr methodisches Repertoire innerhalb der Online-Lehre zu erweitern, indem sie beispielsweise projektbezogenen Unterricht mit innovativen Leistungsnachweisen integrieren, so sind Studierende gefordert, neue Wege der Zusammenarbeit zu wählen. Die Kommunikationsstruktur verändert sich, Aufgaben und Teilprojekte müssen koordiniert und bearbeitet werden – im Idealfall von überall, jederzeit und gemeinsam an einem Dokument. Hier kommen Kollaborationstools ins Spiel, die sowohl die Interaktionen zwischen Lehrenden und Lernenden als auch die Interaktionen unter den Lernenden erhöhen können.  

Verschiedene Arten von Kollaborationstools, sortiert nach Anwendungsfeldern:

  1. Planung und Verteilung von Aufgaben (z.B. trello, asana)
  2. Kommunikations- bzw. Konferenztools (z.B. zoom, webex)
  3. Gemeinsame Verwaltung und Bearbeitung von Dokumenten (z.B. Evernote, OneNote)
  4. Speicherung und Transfer von Daten (z.B. Dropbox, we transfer)
  5. Brainstorming und Ideenentwickelung (z.B. Miro, Mural)

Ich erachte alle fünf Anwendungsfelder als wichtig und empfehle ein Ausprobieren dieser Tools. Mit Blick auf den Einsatz kreativer sowie innovativer Techniken (z.B. Design Thinking, Think Tank) ergeben sich weitere spannende Gestaltungsmöglichkeiten.

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