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Future Skills im Kontext von Bildung und Digitalisierung – wo bleibt nur der Sport?

In den vergangenen drei Jahren hat die Diskussion um Kompetenzmodelle und Lebenslanges Lernen eine neue Facette erhalten – die Future Skills. Insbesondere im bildungswissenschaftlichen Diskurs, aber auch innerhalb hochschuldidaktischer Lehr-Lernarrangements ist dieses Konzept immer häufiger vorzufinden. Zugleich zeigen sich zahlreiche Future Skills Initiativen auf unterschiedlichen Ebenen:

  • Sektoral (z.B. Schule, Hochschule, berufliche Bildung)
  • National (z.B. Future Skills Canada)
  • International (z.B. OECD, EU)

Meiner Meinung nach gibt es einige qualitativ hochwertige Arbeiten, die sich mit Schlüsselkompetenzen und future skills, sowie deren Verankerung beschäftigen. Besonders hervorheben möchte ich die umfassende und wissenschaftlich-fundierte Auseinandersetzung von Prof. Dr. Ehlers. In seinem Buch „Future Skills. Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft“ nimmt er eine umfassende und differenzierte Kontextualisierung vor, entwickelt ein komplexes Mehrebenenmodell (Triple Helix) und beschreibt dezidiert 17 future skills, die sich folgendermaßen gruppieren:

  • individuell organisationsbezogen,
  • individuell objektbezogen und
  • individuell entwicklungsbezogen.

Daneben existiert ein fruchtbares Diskussionspapier vom Stifterverband, in Kooperation mit McKinsey & Company. Die Autoren stellen 21 Kompetenzen vor, die sie den folgenden vier Kategorien zuordnen:

  • technologische Kompetenzen,
  • digitale Schlüsselkompetenzen,
  • klassische Kompetenzen und
  • transformative Kompetenzen.

So schlüssig ich diese beiden Modelle mit ihren Kategorien auch finde, mir fehlt hier genauso etwas wie bei den häufig zitierten „VUCA-Kompetenzmodellen“ (z.B. 4 K-Modell). Etwas, von dem ich zutiefst überzeugt bin, das für alle Menschen bedeutsam ist und die beiden höchsten Güter einer modernen Gesellschaft (Gesundheit und Bildung) miteinander verbindet: der Sport. Sport, bzw. allgemeiner formuliert Bewegung, muss integraler Bestandteil eines zukunftsfähigen Skillsets sein. In den kommenden Monaten werde ich mein persönliches Future Skill Konzept entwickeln, das perspektivisch die Grundlage für die Bildungsarbeit im organisierten Sport darstellen soll. Ich bin davon überzeugt, dass die Aus- und Weiterbildung von Trainerinnen und Trainer im Breiten-, Gesundheits- und Leistungssport ein Update benötigt. Innovative und attraktive Qualifizierungsangebote sind mit den Konzepten des lebenslangen Lernens und der Kompetenzentwicklung sowie flexibel anschlussfähigen Lernpfaden in neuer Weise zusammenzubringen.

Ähnlich wie Ehlers sehe ich gesellschaftliche Veränderungen, die auf prozessualer und struktureller Ebene gravierende Veränderungen mit sich bringen. Es zeigen sich drei große Entwicklungslinien:

  1. Weniger Standardisierung, mehr Selbstorganisation

Die Handlungskontexte innerhalb der Organisationen wandeln sich immer schneller. Es kommt sowohl strukturell (in der Organisation), als auch inhaltlich (im Aufgabenbereich) und sozial (im Umfeld) zu Veränderungen. Diese Dynamiken sorgen dafür, dass Individuen gezwungen sind, immer stärkere individuelle Anpassungsleistungen an neue Handlungskontexte zu erbringen.

  1. Fokus auf Handlungskompetenz, nicht Fachwissen

Ein kompetenzförderndes Bildungsangebot bedarf der Ermöglichung von Kompetenzentwicklung seitens der Lernenden. Es müssen Situationen geschaffen werden und Freiräume gewährt werden, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen und das kognitive Vermögen praktisch anzuwenden sowie situativ zu erproben. Das ist mein Grundverständnis von Handlungskompetenz, so verwende ich den Begriff in meiner Arbeit. Die Kompetenzentwicklung ist dann nachhaltig, wenn Kenntnisse in Handlung überführt werden.

  1. Vernetztes Denken und Handeln in integralen Organisationskontexten

Es findet ein Ablösen der klassischen Ablauforganisation durch vernetzte Strukturen statt. In Folge dessen entwickeln sich klar definierte Prozesse häufiger weiter und Zuständigkeiten wandeln sich schneller. Die erhöhte Bedeutung von Rollen lässt sich daran festmachen, dass vernetzte bzw. integrale Organisationen verstärkt rollenbasiert arbeiten. Es gibt keine festen Stellenbeschreibungen. Rollen können flexibel erschaffen, aber auch wieder abgeschafft werden. Ein nicht zu unterschätzendes „Phänomen“ in der heutigen Zeit ist die Führungskraft, die zwar laut Stellenprofil vorhanden ist, aber als Rolle nicht ausgeführt wird.

Abschließend bleibt festzuhalten: Das Konzept der Future Skills erachte ich als unglaublich spannend und zukunftsweisend. Aufgrund der skizzierten Defizite werde ich meine vielfältigen Erfahrungen sowie meine Expertise nutzen und ein eigenes Skillset entwickeln. Das Wissen um gesunde Ernährung und Schlaf sowie die Relevanz von Bewegung und gesundheitsfördernden Maßnahmen bedarf einer Überarbeitung, um den skizzierten Schritt vom Fachwissen zur Handlungskompetenz gehen zu können. Bis zur Fertigstellung empfehle ich diesen Blogbeitrag.

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