Fachmagazin SportZone | Herausgeber: Interessengemeinschaft ARGE SportZone
Der kommunale Sport befindet sich in einem massiven Wandel. Eine veränderte Sportnachfrage sowie die Berücksichtigung neuer Akteursgruppen sorgen für eine grundsätzliche Neuorientierung des kommunalen Sportstättenbaus. Hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit des Sports ist der organisierte Sport gefordert, neue Angebote und Strukturen zu entwickeln, die zum Sport treiben einladen und motivieren.
Sportliche Aktivitäten und die räumlichen Bedingungen stehen in wechselseitiger Abhängigkeit zueinander. Ohne Raum keine Bewegung – ohne Bewegung keine Raumaneignung. Insgesamt ist zu konstatieren, dass der öffentliche Raum immer knapper wird und das Sportstättenangebot nur selten den steigenden Einwohnerzahlen angepasst wird. Häufig kommt hinzu, dass vorhandene Sportflächen zugunsten des Wohnungsbaus aufgegeben werden (Kraft, 2023a).
Es ist unumgänglich den Gedanken der Funktionstrennung aufzuheben. „Sport in der Mitte der Gesellschaft“ muss sich auch städtebaulich zeigen. Eine integrierte, nachhaltige und somit zukunftsfähige Stadtentwicklung benötigt bedarfsgerechte, wohnungsnahe Sport- und Bewegungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsgruppen.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Sport und Bewegung in den öffentlichen Raum zu integrieren. Hierfür eignen sich insbesondere Grünflächen und Parkanlagen – diese werden immer mehr von informellen Gruppen, aber auch im Rahmen von organisierten „Sport im Park“-Angeboten genutzt. Aufgrund der immer knapper werdenden Freiflächen sind multifunktionale Nutzungen erstrebenswert, die idealerweise in kreativen und innovativen Partnerschaften und Kooperationen bespielt werden.
Sport findet nicht länger nur im klassischen Sportraum statt, sondern verlagert sich stärker in öffentliche oder private Räume. Steinebach und Esper (2013) verstehen unter dem klassischen Sportraum, klar räumlich abgrenzbare Anlagen wie Sportplätze oder -hallen, die in verschiedene Größen- und Funktionskategorien untergliedert werden können.
Demgegenüber stehen Ermöglichungsräume für Sport, die sich für das Treiben von Sport in irgendeiner Art und Weise eignen, d. h. städtischer Raum, Naturraum oder auch private Räume. Während der Schul- und Vereinssport häufig anlagengebunden durchgeführt wird, werden Ermöglichungsräume für sportliche Aktivitäten selbstorganisiert erschlossen.
Obgleich die Förderung von informeller Bewegung politisch oftmals nur als Nebenrolle angesehen wird, handelt es sich um eine Aufgabe der Kommune. Denn kommunale Sportförderung darf sich nicht ausschließlich Sportvereinen widmen, die Alleinnutzungsansprüche an normierte und monofunktional ausgerichtete Sportanlagen stellen (Kraft, 2023b; Wopp, 2012).
Die unterschiedlichen Perspektiven der Stakeholder (z. B. Kommune, organisierter Sport, Hochschule) lassen sich im Rahmen der kommunalen Sportentwicklungsplanung miteinander verbinden. Die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (2018) schlägt in ihrem Memorandum zur kommunalen Sportentwicklungsplanung folgende Begriffsbestimmung vor: „Eine Sportentwicklungsplanung ist ein zielgerichtetes, systematisches und praxisorientiertes Planungsverfahren, das auf die komplexen Herausforderungen im Sport mit einem Gesamtkonzept antwortet“ (dvs, 2018, S.3). Sportentwicklungsplanung ist folglich mehr als eine Fachplanung, sie soll als integraler Bestandteil der Stadtentwicklung und der kommunalen Gesundheitsförderung verstanden werden. Eine Kommune erhält eine umfassende wissens- und erfahrungsbasierte Planungsgrundlage, mit der eine individuelle Gestaltung kommunal oder auch interkommunal möglich ist und Fehlinvestitionen minimiert werden können.
Eine moderne und zukunftsfähige Sportentwicklungsplanung muss sich (noch) stärker an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Bewegungs- und Sporträume im urbanen Raum sollten nicht als isolierte Inseln angesehen werden, sondern organisch in das räumliche Umfeld und die Lebenswelt der Menschen eingebettet werden. Städte brauchen aktivierende und multifunktionale Freiräume. Die räumliche Gestaltung solcher Flächen sollte sich durch einen hohen Aufforderungscharakter auszeichnen. Eine entsprechende Signalwirkung, die Interesse am Ausprobieren weckt und idealerweise den Spieltrieb animiert, kann beispielsweise durch ansprechendes Design und aussagekräftige Beschilderungen erreicht werden.
Literatur
Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs, 2018). Memorandum zur kommunalen Sportentwicklungsplanung (2., überarbeitete Fassung mit dem Fokus auf Sporträume). Zugriff am 20. Juli 2023 unter https://www.sportwissenschaft.de/fileadmin/pdf/ download/2018_Memorandum-2- SEP_web.pdf
Kraft, D. (2023a). Bewegung im öffentlichen Raum – Perspektiven einer kommunalen Sportentwicklung. Zugriff am 20. Juli 2023 unter https://daniel-kraft.coach/2023/01/03/ bewegung-im-oeffentlichen-raum-perspektiven-einer-kommunalen-sportentwicklung/
Kraft, D. (2023b). SP (ORT) ENTWICKLUNG – Ermöglichungsräume für Sport. Zugriff am 20. Juli 2023 unter https://daniel-kraft.coach/2023/03/07/sp-ort-entwicklungermoeglichungsraeume- fuer-sport/
Steinebach, G. & Esper, L. (2013). Gesunde Kommune – Sport und Bewegung als Faktoren der Stadt- und Raumentwicklung. In M. Junkernheinrich & K. Ziegler (Hrsg.), Räume im Wandel (S. 167 – 191). Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Wopp, C. (2012). Orientierungshilfe zur kommunalen Sportentwicklungsplanung. Zukunftsorientierte Sportstättenentwicklung (Bd. 16). Frankfurt a. M.: Landessportbund Hessen.